29.09.2025

Finanzplan für Schweizer KMU erstellen: Deine Planerfolgsrechnung

Rinaldo Brunett
Dipl. Treuhandexperte

Teil 2 unserer Serie zur finanziellen Führung für Schweizer KMU

Ein Finanzplan ist essenziell, um dein Unternehmen erfolgreich zu steuern. Im Mittelpunkt steht die Erfolgsplanrechnung, die deine Umsätze und Kosten prognostiziert. In diesem Artikel zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du eine realistische Erfolgsplanrechnung für dein Schweizer KMU erstellst – von der Marktprognose bis zur Sensitivitätsanalyse.

Schritt 1: Den Absatzmarkt prognostizieren

Die Basis einer Planerfolgsrechnung ist eine realistische Prognose deines Absatzmarkts. Nur so kannst du abschätzen, welche Umsätze möglich sind und welche Ressourcen du brauchst.

Marktgrösse analysieren

Setze dich intensiv mit der Grösse deiner Branche und deiner Zielgruppe auseinander.

  • Etablierte Branchen: Nutze Marktanalysen von Branchenverbänden oder Beratungsfirmen, z. B. Studien von PwC oder dem Schweizerischen Gewerbeverband.
  • Neue Produkte: Schätze die Marktgrösse anhand von Zielgruppengrösse und Nutzungshäufigkeit. Beispiel: Wie viele potenzielle Kunden gibt es? Wie oft kaufen sie dein Produkt?
    • Tipp: Befrage potenzielle Kunden direkt, um deine Annahmen zu validieren.

Kundenverhalten verstehen

Analysiere, wie deine Zielgruppe kauft:

  • Was sind ihre Bedürfnisse und Präferenzen?
  • Welche Faktoren beeinflussen ihre Kaufentscheidung (Preis, Qualität, Service)?
    • Nutze Umfragen oder beobachte Markttrends, um Muster zu erkennen.

Wettbewerb prüfen

Wirf einen kritischen Blick auf deine Konkurrenz:

  • Welche Strategien verfolgen sie?
  • Was ist dein Alleinstellungsmerkmal (USP)
  • Wie leicht können andere dein Geschäftsmodell kopieren?
    • Ein klarer USP stärkt deine Position und überzeugt Kunden

Risiken bewerten

Identifiziere Risiken, die dein Geschäft beeinträchtigen könnten

  • Lieferkettenprobleme, Personalengpässe oder Fremdwährungsrisiken.
  • RegulatorischeAnforderungen in deiner Branche.
    • Überlege, wie wahrscheinlich diese Risiken sind und wie du sie minimieren kannst.

Schritt 2: Kosten planen

Mit deiner Absatzprognose kannst du die benötigten Ressourcen und Kosten planen. Gehe systematisch vor:

Ressourcen ermitteln

Liste alle Ressourcen auf, die du für deine Umsatzziele brauchst:

  • Materialien, Personal, Maschinen, Büros
  • Überprüfe Plausibilität: Kannst du diese Ressourcen realistisch beschaffen?
    • Beispiel Schreinerbetrieb: Holz, Werkzeuge, Mitarbeitende, Werkstattmiete

Kosten kalkulieren

Leite die Kosten aus den Ressourcen ab und teile sie in Fixkosten und variable Kosten:

  • Fixkosten: Miete, Gehälter, Verwaltungskosten (bleiben konstant).
  • Variable Kosten: Materialkosten, bspw. Holz (steigen mit der Produktion). Nutze Angebote von Lieferanten, öffentliche Datenquellen oder Lohnrechner um Preise zu ermitteln.
    • Tipp: Arbeite mit Sicherheitsmargen um unvorhergesehene Kosten abzufedern

Beispiel Schreinerbetrieb:

  • Variable Kosten: Holz (CHF 500 pro Auftrag).
  • Fixkosten: Miete (CHF 2'000/Monat), Gehälter (CHF 10'000/Monat).
  • Gewinnmarge: 20 % auf Verkaufspreis.

Schritt 3: Sensitivitätsanalyse durchführen

Teste deine Planerfolgsrechnung mit verschiedenen Szenarien, um die Robustheit zu prüfen:

  • Best Case: Hoher Umsatz, niedrige Kosten.
  • Worst Case: Niedriger Umsatz, höhere Kosten.
  • Realistischer Case: Mittlere Annahmen.
        Überlege: Ab welchem Umsatz bist du profitabel, sogenannte Nutzwertanalyse? Wie verhalten sich Kosten bei Wachstum?
        Hinweis: Fixkosten können bei starkem Wachstum sprunghaft steigen, z. B. wenn eine grössere Werkstatt nötig wird, sogenannte Sprungfixkosten.

Hier eine Visualisierung der Szenarien für den Schreinerbetrieb:

Schritt 4: Annahmen prüfen

Lass deine Annahmen vonBranchenexperten oder erfahrenen Unternehmern challengen:

  • Bringe deine Prognosen und Kalkulationen zu Papier.
  • Nimm Kritik ernst, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
        Ziel: Vermeide eine „Echokammer“, in der du nur deine eigenen Annahmen bestätigst, sogenannter "validation bias".

Falls die Rentabilität schlecht aussieht, suche nach Einsparpotenzialen:

  • Gibt es günstigere Lieferanten?
  • Kannst du Prozesse optimieren?
    • Praxishinweis: In den ersten Geschäftsjahren bedeutet Unternehmertum oft Verzicht und Kampf ums Überleben.

Fazit: Dein Weg zur erfolgreichen Erfolgsplanrechnung

Eine realistische Planerfolgsrechnung gibt dir Klarheit über Umsätze, Kosten und Risiken. Mit einer fundierten Marktprognose, durchdachter Kostenplanung und Sensitivitätsanalyse legst du den Grundstein für den Erfolg deines KMU.